Flexibel Bleiben

02.01.2021 06:32

von Adrian Albers

Es ist Winter, die Zeit wo ich die Saison 2020 nochmal an mir vorbeiziehen lasse und mich gleichzeitig auf die neue Saison vorbereite, worüber ich mich schon freue. Da wird einem teilweise erst einmal bewusst wie sich die Angelei auf Karpfen, im Vergleich zu den Jahren davor, geändert hat und auch wie man sich selbst verändert. Durch meine Arbeit auf Montage war ich meist eingeschränkt was diverse Taktiken, wie Langzeitfutterplätze anlegen oder Ähnliches, angeht. Daher beschränkte sich meine Angelei auf die Instant-Angelei, wo ich die Fische quasi wortwörtlich „jage“.

Die Anfänge

Wenn ich überlege wie ich früher für eine Nacht den Trolley bis ans Limit bepackt habe und diesen mühevoll durch die Gegend geschoben hab, muss ich selbst lächeln und auch ein wenig schmunzeln. Den Begriff,, schnelle Nacht“ gab es gar nicht, da es zum Teil wirklich richtige Arbeit war das Zeug ans Wasser zu bekommen. Ich habe mich auf einen Platz eingeschossen, da mein Lager errichtet und gewartet bis die Karpfen meine Köder gefunden haben. Wenn man Anzeichen von Karpfen gesehen hat, war man meistens zu faul um zusammenzupacken und zu „moven“, da es ein riesenaufwand war und der Mensch ist ja bekanntlich faul.

Der Umschwung

Nach einer sehr harten Blank-Session von 9 Tagen, in der ich ganze 2 Brassen fangen konnte, lief es das Jahr zuvor richtig gut, dort räumte ich mit meinem Kollegen sage und schreibe 26 Karpfen in nur 24h ab. Diesmal allerdings war diese Stelle wie ausgestorben. Da es ein Riesenaufwand gewesen wäre das ganze Zeug ins Auto zu packen und sich eine andere Stelle zu suchen, hab ich es ausgesessen und die Rechnung dafür bekommen. Bei so einer Session hat man ja genug Zeit zum Nachdenken und die Fehler zu suchen. Irgendwann kam der Punkt wo mir klar wurde das ich meine Angelei ändern muss, um weiter erfolgreich zu sein. Und so fing ich an mein Tackle zu ändern. Die Taschen wurden kompakter und weniger. Ich beschränkte mich auf nur das Nötigste, was ich auch wirklich nur brauch. Das ganze wurde immer weiter verfeinert, überdacht und optimiert. Der Trolley wirkte auf einmal so leer, wenn ich diesen überhaupt noch benötigte. Auf einmal war ein Stellenwechsel keine logistische Meisterleistung mehr. Dies ermöglichte mir einige neue Wege und Sichtweisen auf das Karpfenangeln. Wenn ich die Fische gefunden hatte setze ich mich direkt in deren Nähe und platzierte meine Ruten dort wo ich die Aktion sah. Zogen die Fische weiter, folgte ich Ihnen. So stellten sich, ab einem gewissen Punkt, fast schon konstante Fänge ein. Dies motiviert einen ungemein, da man weiß dass man alles richtig macht und dies stetig verbessern kann.

Das Futter

Früher hatte ich die Ansicht „viel Futter -> hilft viel“. Es mag auch manchmal stimmen, aber diese Form bringt mir für meine Art des Karpfenangelns, in meinen Augen, gar nichts. Lieber stelle ich kleine Fallen mit den hochwertigen Ködern von CSB-Baits. Diese Köder haben mein volles Vertrauen und arbeiten schnell und effizient. Ich vertrete die Meinung dass ich die Fische nicht mit viel Futter auf meinem Platz halte, sondern mit wenigen Ködern relativ schnell zu meinem Hakenköder führe. Pro Rute füttere ich im Schnitt ein bis zwei Hände voll Boilies. Wenn ich die Fische noch locken muss benutze ich gern auch gesoakte Boilies, um eine höhere Attraktivität zu erreichen. Wenn ich einen Fisch gefangen und die Rute neu gelegt hab kommen wieder ein bis zwei Hände Boilies drauf. Da ich oft nicht weiß wie die Bodenbeschaffenheit an den Plätzen ist, wo ich angle, sind Pop-Ups und Wafter fester Bestandteil meiner Angelei.

Die Taktik geht auf

Die gesamte Umstellung macht sich bezahlt. Ich schaffe es konstant Fische zu fangen und es macht einfach nur Spaß die Fische zu „jagen“ und sich immer anpassen zu können. Das beste Beispiel habe ich diesen Sommer erlebt. Mein Kollege und ich hatten Lust in den Niederlanden an deren Baggerseen zu fischen. Pläne wurden geschmiedet und passende Gewässer per Google-Maps rausgesucht. Morgens um 6 Uhr mit dem Kaffee in der Hand ging es dann los zum ersten Gewässer. Das Problem dort war dann, dass es keinen Parkplatz gab. Also ab zum nächsten See. Dieser war dann voll mit Badegästen. Kein Problem und wieder ab ins Auto und weiter ging es an einem kleinen Pool. Es sah ganz vielversprechend aus. Also das Nötigste auf meinem Trolley und los ging es. Nach ein paar Stunden wurde uns bewusst das dieser See wohl eher was für Matchangler ist. Die Karpfen, die die Stippangler fingen waren sehr klein. Da wirkte der klassische 20mm Boilie absolut überdimensional. Also wurde auf 16mm gewechselt. Was Kleineres hatte ich auch garnicht mit. Nachdem der Angler vom andern Ufer erneut meine Schnur eingesammelt hatte war klar, hier werden wir nicht glücklich. Also die paar Sachen wieder ins Auto rein. Nach einer kleinen Mittagspause, in der man besprochen hatte was wir jetzt machen, es schon wieder 16 Uhr war, hieß es wieder, weiter moven. Also zurück nach Deutschland an den Fluss vor der Haustür. Dort angekommen war jede Stelle belegt. Nach knapp 400km im Auto war die Laune echt im Keller. Eine Option gab es noch und das war das Vereinsgewässer. Also stand schnell fest, wir müssen für die Nacht dorthin. Die Fische waren recht schnell lokalisiert. Ruten gelegt, eine Hand voll Boilies drauf und erstmal ein wenig entspannen. Viel Zeit gab es nicht. Ca. 15Minuten nachdem die Ruten ausgelegt waren, meldete sich der Bissanzeiger. Ein wenig perplex konnte ich dann den ersten Fisch des Tages landen. Ein schöner alter Spiegelkarpfen. Die Freude war groß. Eine Stunde später kam dann noch ein schöner Schuppi zum Fototermin vorbei. Der Kollege hatte in der Nacht auch noch einen Fisch landen können. Beim morgendlichen Kaffee hat man dann herzlich gelacht wie bekloppt man eigentlich ist.

     

Schlusswort

Wenn ich so zurückdenke wäre diese Session mit großen Tackle gar nicht möglich gewesen oder aus Faulheit einfach gar nicht erst in Erwägung gezogen geworden. Ich weiß ich habe mit dieser Art jetzt das Rad nicht neu erfunden oder das Karpfenangeln revolutioniert, aber man sollte dies eventuell als kleinen Denkanstoß für seine eigene Angelei in Erwägung ziehen. Ich kann es nur empfehlen mal abseits des üblichen Ansitzangelns, die Karpfen aktiv zu jagen.

Euer Adrian Albers


Bitte melden Sie sich an, um einen Kommentar zu schreiben.